zurück
Ein leiser Wind der Fryheit hieß

Roman aus den Wirren des Bauernkrieges

FN-Verlag ISBN: 3-924780-44-7
414 Seiten
Umschlag: Karton, folienkaschiert

erhältlich über alle Geschäftsstellen der Fränkische Nachrichten, dem Autor oder im Buchhandel

Exposé:
Als der Ritter Lienhardt von der Thann im Herbst 1524 von den Schlachtfeldern im Süden in seine Heimat zurückkehrt, gerät er unwissentlich mitten hinein in den beginnenden Bauernaufstand.
Ein Versprechen will er einlösen, ein Versprechen, das er einem einfachen Bauernsohn aus Lennach gegeben hatte, der ihm vier Jahre zuvor auf dem Schlachtfeld bei Villalar das Leben bewahrte.
Bei Rothenburg begegnet er einem Ritter und verhindert dessen Ermordung. Der Ritter ist kein geringerer als Florian Geyer zu Giebelstadt. Den Mächtigen ist Geyer ein Dorn im Auge, ist er
doch ein Freund der Bauern.
Lienhardt von der Thann verpflichtet sich, dem Geyer bei der Befreiung von Würzburg zu helfen.
Doch hoch oben über der Stadt thront ein übermächtiger und unerbittlicher Feind.
Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Aber auch Sebastian Steinmetz, der Bauernsohn aus Lennach, ist längst schon auf dem Weg...


L E S E P R O B E:

Die Luft war zum Schneiden dick. Unterschiedlichste Gerüche erfüllten den Raum. Der Duft von Wein und Gebratenem mischte sich mit dem Aroma des Holzfeuers und dem Gestank von Schweiß, verbranntem Fett und Öl. Nur spärlich erleuchteten die Kerzen und Öllampen den kleinen Saal, und doch schien heute ein besonderes Leuchten über den Häuptern der Anwesenden zu liegen.
An die zwanzig Männer hatten sich an diesem Dienstagabend im November 1524 im Lennacher Bären versammelt. Bauersleute, Knechte und Tagelöhner lauschten den heiseren Worten des Fremden. Niemand kannte seinen Namen, hatte ihn bislang hier gesehen, doch seine Rede war mitreißend und hitzig, denn sie kam direkt aus seiner Seele. Und genau dorthin traf sie die Anwesenden. Matern Fleischhauer, der Bauer vom Sulmers Hub, Johannes Konrad, der Knecht vom Hof Halbersberg und Lorenz Martin, der Wirt des Bären, lauschten schon seit Stunden zusammen mit den Anderen den Erzählungen des unerwarteten Gastes.
Sebastian Steinmetz saß in einer Ecke am Tisch und hörte die Worte des Wanderers, und doch war er nur gekommen, um bei einem Becher Wein die Sorgen des Alltages zu vergessen. Draußen lag ein weißer Flaum über dem Dorf und den Feldern. Der erste Schnee war gefallen. Gefroren war der Boden und eisig die beginnende Nacht. Dies würde ein langer und harter Winter werden.
"... und als Adam säte und Eva spann, wo war da der Edelmann? Wer also gibt ihnen das Recht? Niemand! Nichts und niemand! Sie haben es sich genommen. Sind wir nicht alle gleich vor unserem Schöpfer? Worin besteht also der Unterschied zwischen ihrem Leben und dem Unsrigen? Sie wurden dazu erzogen, anderen Menschen wegzunehmen, was denen gehört. Wo ist die Einsicht, dass es Unrecht ist? Liebt Gott sie mehr als uns? Ist es wirklich Gottes Wille, dass jemand von Geburte an über dem Anderen steht, ihn bestellt und sich an seinem Tun bereichert? Was ist der Unterschied zwischen ihnen und uns?
Schlagt sie und sie leiden Schmerzen, tretet sie und sie stürzen darnieder, stecht sie und es fließt Blut - und es ist genauso rot wie das Unsrige. Was also ist der Unterschied zwischen dem einen Menschen und dem Anderen?"
Zustimmendes Gemurmel machte sich unter den Zuhörern breit. Auch Matern und Johannes nickten bei diesen Worten. Erwartungsvoll blickten sie auf Sebastian. Doch dieser saß ruhig und still, fast in sich gekehrt, an seinem Tisch. Seine Hände umfassten den Becher, und sein Blick sah gedankenverloren in die Ferne.
"Nicht viel ist es, das wir fordern", fuhr der Fremde nach einem kräftigen Schluck aus seinem Humpen fort. "Nicht viel, und doch ist es mehr, als sie zu geben bereit. Unsere Forderung ist niedergeschrieben auf Pergament, doch es bleiben nur Worte, solange sich die Pfaffen und Edlen hinter ihren Klostermauern und Burggräben verschanzen. Ich sage euch, brennen soll die gottlose Brut, brennen! Reines Feuer, Gottes Feuer soll sie läutern. Überall sage ich euch, überall ist der Unmut der Unsrigen groß, überall stehen die einfachen Leute zusammen. Sogar Städter und niederer Adel fällt unserem Bunde zu. Sie glauben an unsere gerechte Sach´. Überall leuchten die Feuer, und unsere Brüder warten nur auf das Zeichen. In Franken, im Hegau, im Schwarzwald, sogar im Elsaß. So wie es der Augustinermönch aus dem Harz bereits prophezeite, so wird es den fetten Äbten und den gierigen Fürsten ergehen.
Ich sage euch, greift auch ihr zu den Waffen! Nehmt alles, was zum Töten taugt! Kein Korn soll in diesem Jahr auf unseren Feldern reifen, keine Ähre soll sich im Winde wiegen und biegen! Heut säen wir eine neue Frucht, und bald werden wir unsere Freiheit ernten. Glaubt mir, Brüder in Christo. Wir sind stärker als sie, denn Gott ist auf unserer Seite!
Ein lautes, zustimmendes Geschrei erklang aus den heißen Kehlen der Anwesenden. Die Gesichter der Männer glänzten wie im Fieber. Sie erhoben ihre Becher und Krüge und prosteten dem Fremden zu. Auch Matern und Johannes taten es ihnen nach.
"Diesen Schluck nehmen wir auf unseren heiligen Bund!" schrie Lorenz Martin, der Bärenwirt, hinter seinem Tresen hervor. Der Fremde aber stieg von seinem Stuhl und setzte sich an den Tisch. Die Männer umringten ihn. Nur Sebastian blieb einsam in seiner Ecke, den Blick immer noch auf seinen Krug gerichtet. Langsam ebbte der Lärm ab, und es wurde ruhiger im Saal.
"Mein Weg ist noch weit, ich werde euch nun verlassen, doch haltet euch bereit. Schärft eure Klingen. Bald schon werden wir uns wiedersehen, und dann wird ein heiliger Feuerschein am Himmel zu erblicken sein", sagte der Wanderer nach einer Weile, dann erhob er sich. Er streifte sich seine Jacke über und schickte sich an,  den Bären zu verlassen. Doch bevor er hinaus in die Kälte schritt, kam er am Tisch des Steinmetz vorbei. Kurz blieb er stehen und musterte den Lennacher Bauern.
"Was ist mit dir? Glaubst du nicht an unsere heilige Sache? fragte er Sebastian mit ruhiger Stimme. Sebastian blickte auf, blickte dem Fremden in die Augen. Er sah das Feuer darin lodern. Ein Feuer voller Leidenschaft.
"Gewiss, deine Worte sind wahr, wenn auch nicht alle hohen Herren gottlos sind. Es gibt genügend, die zu uns stehen, die uns nicht aussaugen bis aufs Blut und unsere alten Rechte achten", erwiderte Sebastian Steinmetz.
"Oho, hört, hört ein Adelsfreund! Oder hältst du deine Augen geschlossen? Kommt zu dir kein Vogt, um den Blutzehnt zu verlangen, um Gült für das Land und Bede für den Krieg des Kaisers einzufordern?"
Sebastians Blick hing starr an seinem Becher, leise entgegnete er: "Auch ich geb` mehr als mir bleibt. Das Besthaupt und der Frondienst sind mir nicht fremd. Ich weiß genau, wie es um unseren Stand bestellt ist. Ich bin kein Narr. Meine Augen sind klar und offen. Die Welt ist mir wohl bekannt. Doch mit Worten ist kein Krieg zu gewinnen. Wie sollen wir mit Sensen und Kornhämmern gegen Feldschlangen und Hakenbüchsen ankommen? Die Grafen haben Reisige, deren geharnischte Pferde durch unsere Reihen reiten, und ihre Schwerter sind scharf genug, auch den größten Trotzkopf zu fällen. Es ist ein Kampf, der schon verloren ist, ehe er beginnt."
Sebastian sprach die Worte ruhig und klar. Eine bedrückende Stille legte sich über den Saal. Die mit Wein und Worten angeheizten Kehlen der Bauern verstummten, und bald war es so still, dass man eine Nadel auf den hölzernen Boden hätte fallen hören können.  
"Fürwahr, du zweifelst nicht ohne Grund. Ich höre in deinen Worten, dass dir der Krieg nicht fremd ist. Doch denke daran, wir sind viele und was vermögen einige Reisige gegen ein Heer aus tausend Köpfen auszurichten. Gott ist an unserer Seite. Auch wir werden bald über viele Feldschlangen und Kanonen verfügen. Auch wir werden Büchsen und Schwerter in unserem Kampfe mit uns führen. Einige werden diesen Kampf mit ihrem Blute bezahlen, doch am Ende siegt das wahre Evangelium. Es kann nicht Gottes Wille sein, dass die Aufrichtigen fallen und die Gotteslästerer den Kampf gewinnen. Was will unser Herrgott mit ihren verderbten Seelen?"
Der Fremde wandte sich von Sebastian ab und rief in die Menge: "Gerechtigkeit, nichts als Gerechtigkeit! Brüder, Gott ist mit uns! Es ist nun Zeit, dass andere die Zeche zahlen."
"Doch wie werden wir erkennen, dass die Zeit reif ist? drang die Frage eines Bauern zu ihm herüber.
"Der Winter wird vergehen, und der Schnee wird weichen. Ihr werdet es spüren, denn wir entfachen ein Feuer, das weithin sichtbar sein wird. Greift nach euren Waffen und folgt diesem Zeichen. Bald schon werdet ihr es sehen."
Dann schritt der Fremde zur Tür und eilte hinaus in die Kälte. Noch lange begleiteten ihn die heiseren Jubelrufe. Matern Fleischhauer und Johannes Konrad standen am Tresen,  erhoben ihre Krüge und prosteten Sebastian zu. Sebastian nickte nur und nahm einen kleinen Schluck aus seinem Krug. Langsam schlenderte Matern Fleischhauer auf Sebastian zu. Rittlings setzte er sich auf den altersschwachen Stuhl. Aufmerksam musterte er seinen Freund.
"Was ist mit dir? Du starrst Löcher in die Luft und bist nicht bei der Sache. Dir ist es doch auch nicht anders ergangen als uns. Glaubst du nicht auch, dass es genug ist, dass wir zusammenstehen müssen? Hat dich deine Verwundung für alle Zeit mutlos und müde gemacht? fragte Matern mit leiser Stimme. Sebastian blickte auf, musterte den großgewachsenen und kräftigen Freund. Er nahm einen Schluck aus seinem Becher und erwiderte: "Matern, du bist mein bester Freund, wir sind zusammen aufgewachsen und auch als ich vor vier Jahren nach Lennach zurückkam, warst du der erste, der mich aufgesucht hat und mich willkommen hieß. Glaube mir, auch ich weiß, wie es um unseren Stand bestellt ist. Ich weiß es genau. Noch immer sehe ich den Lumpen von Amtmann vor mir, damals als mein Vater starb, der mir mein Pferd, das mir stets treu und brav diente, an einem Seile vom Hof führte. Ich hätte ihn fast erschlagen, doch  es wäre nur..., aber genug davon. Die vergangenen Jahre waren schwer. Unwetter und Mißernten brachten uns an den Rand unserer Existenz. All meinen ersparten Sold habe ich aufgebraucht, um den Seelberghof zu retten. Aber wir haben noch Glück, denn unsere Höfe sind die größten hier. Anderen geht es bereits viel schlechter. Viele leiden Hunger und wissen nicht, wie sie ihre Familien über das Jahr bringen sollen. Die Herrn und Pfaffen schätzen den Hof und verlangen ihren Teil. Sie verlangen weit mehr als den Zehnt, denn sie scheren sich nicht um schlechte Ernten, um Hagel und Regen. Unser Korn liegt reif auf den Feldern, doch wir ernten es nicht. Wir können nicht. Wir ernten zuerst das Korn der Herrn. All dies ist mir nicht fremd, doch wie soll ich gegen Hakenbüchsen und Schwerter kämpfen, wenn alles was ich habe eine Mistgabel und mein Glaube ist?"
"Du siehst zu schwarz. Was haben die Grafen und Pfaffen schon zu bieten? Sie hocken in ihren sicheren Häusern und verschanzen sich hinter einigen Kanonen und wenigen Landsknechten. Wir aber werden zu tausend kommen. Sie werden es nicht einmal wagen, unseren Zug aufzuhalten", antwortete Matern selbstsicher. Sebastian lächelte nachsichtig. Was wußte Matern schon vom Krieg? Noch nie war er weiter als bis Heilbronn gekommen. Dieser gutmütige Riese redete vom Kampf und vom Aufbegehren. Was wußte er schon davon? Sebastian hingegen hatte das Kämpfen gelernt. Sieben lange Jahre hatte er auf den Schlachtfeldern in Polen und im Süden des Reiches zugebracht. Ein Reitersoldat war er geworden. Ein Kämpfer mit Schwert und Lanze. Nun war Sebastian dreißig Jahre alt. Die südliche Sonne hatte sein Gesicht und seine Haut gebräunt und die schwarzen lockigen Haare fielen weit in seine Stirn. Die kleinen Narben und Grübchen ließen sein von einem schwarzen Vollbart umrahmtes Gesicht hart erscheinen. Doch die dunklen Augen blickten gutmütig und rechtschaffen. Die harte Arbeit und der Kampf hatten seinen Körper gestählt. Zwar war er nur durchschnittlich groß und eher schlank, doch kein Gramm Fett durchzog seine kräftigen Muskeln. Alles in allem war er kein überaus schöner Mann, aber häßlich war er beileibe nicht.
"Matern, Matern", sagte Sebastian einfühlsam und schüttelte den Kopf. "Es ist leicht im Herzen zu lodern, doch auch der Verstand muß hellauf brennen. Überlege genau, welche Folgen dein Handeln haben wird. Für dich und auch für deine Familie. Was, wenn der Fremde nur von Hirngespinsten und Träumereien lebt, die er anderen in den Kopf setzt?"
"Du hast gut reden, du hast die letzten Jahren nicht miterlebt. Warst in Neckarsulm, lerntest Schmied beim Bahringer, zogst hinaus in die Welt, auf die Schlachtfelder, wurdest ein gebildeter Mann. Nennst einen Ritter deinen Freund. Du hast dich verändert, bist müde geworden. Dein Bruder Martin wußte es besser, und, hätte ihn beim Frondienst im Weinberg des Helfensteiners der Wagen nicht erschlagen, wäre er noch der Seelbergbauer, dann würde er nicht zögern und wäre mit Feuereifer bei der Sach´", entgegnete Matern beleidigt. Sebastian blickte sich um. Die Menschen standen beieinander, schauten sich an, prosteten sich zu, heiße Reden auf ihren Lippen. Überall derselbe erwartungsvolle Ausdruck in den Gesichtern der Anwesenden, dieselbe Glut in den Augen. Genauso wie bei Matern. Sebastian dachte an Margarete, seine schwangere Frau. In wenigen Monaten sollte sein Kind zur Welt kommen, und nun sollte er sich wieder aufmachen und kämpfen? Nein! Damals, vor einem Jahr, als seine Mutter starb, versprach er ihr am Grabe noch, den Hof zusammenzuhalten und im Sinne des Vaters weiterzuführen. Sollte er all dies opfern, all dies aufgeben für einen Traum? Für ein paar salbungsvolle Worte, die ein Fremder im Rausche von Wein und Aufmüpfigkeit vor ein paar dummen und ahnungslosen Bauern im Dunkel und der Abgeschiedenheit einer Dorfschenke sprach? Was wussten diese Menschen schon vom Krieg, was wussten sie vom Sterben? Nichts!
Matern hatte den Hof des Vaters übernommen und jahraus jahrein Getreide gepflanzt, gedüngt und geerntet. Doch nun sprach er vom Aufstand, als wäre dies nichts anderes, als die Ernte einzufahren. Was, wenn der Aufstand scheiterte, was, wenn die Versprechungen des Fremden nichts als hohle Phrasen waren?
Schon einmal hatte ein Bergmannssohn aus dem Harz schöne, einfühlsame Worte an ein Portal genagelt. Schon einmal hatte dieser Mönch namens Luther von Freiheit und dem wahren Evangelium gesprochen. Doch wo waren seine Taten? Wo waren die Taten, die solchen Worten folgen sollten - nein, folgen mussten? Nun saß er da in Wittenberg in seiner sicheren Zuflucht und die anderen, die seinen Lehren folgten, ihr Leben dafür riskierten, die standen im Regen. Worte, in Wohlklang verpackte Wolken, die mit dem Wind ziehen. Mal dahin, mal dorthin. Was tun, wenn der Atem der Mächtigen sie einfach davonbläst? Sicherlich, in dieser Weise konnte es nicht weitergehen, doch Gewalt war das falsche Mittel. Gewalt scheint ein vorgeblich leichter Weg, wenn Worte ein Gefecht entscheiden, doch am Ende ist es ein steiniger Weg, wenn die Waffen sprechen. Deren Worte sind unmißverständlich, denn ihnen folgt der Tod.
Noch immer unterhielten sich die Anwesenden feurig über die Rede des Fremden. Lorenz, der Bärenwirt, schenkte die Krüge voll, und sogar der ruhige Johannes erhob seine Stimme und wetterte lauthals gegen das aufgezwungene Schicksal. Doch seine Worte waren nicht  mehr klar, sie waren durchtränkt von Wein und Empörung. Sebastian seufzte. Wie sollte er nach einem solchen Feuerwerk von Worten und Flausen, das der Fremde hier entzündet hatte, mit dem schalen Wasser der Vernunft den unheilvollen Brand ersticken? Mutlos erhob er sich.
"Du gehst? Willst du nicht noch bleiben? Wir brauchen dich. Du bist erfahren im Kampf. Du kannst uns lehren. Wir müssen ... ."
"Ich sah Menschen sterben, die mehr als nur den Glauben an Gerechtigkeit und Gott in ihren Händen hielten. Ich sah, was die geschulte Schwerthand mit zehn von euch anrichtet. Noch bevor ihr euch zusammen tut, noch bevor ihr eure Sensen schwingt, wird euer Blut die Erde tränken.  Es sind nicht alle guten Kämpfer im kaiserlichen Heer in Pavia. Viele Grafen und Fürsten haben ansehnliche und fähige Waffenträger in ihren Reihen. Sie werden eure Rotten lichten, ehe ihr euch verseht", fiel Sebastian dem Matern ins Wort.
"Doch was sollen wir tun? Sollen wir warten und vor Hunger sterben?"
"Bald wird der Kaiser das Heer der Franzosen geschlagen haben, wenn erst einmal Friede ist, dann wird er nach Worms zurückkehren. Dann müssen wir zu ihm gehen. Wir müssen ihm unsere Lage vor Augen führen. Er ist ein aufrechter Mann und wird seine Augen nicht vor unserem Schicksal verschließen."
Matern erhob sich ebenfalls. Ein Lachen kam über seine Lippen.
"Der Kaiser? Sebastian, du warst eine lange Zeit fort von hier. Du kamst als Gelehrter zurück, hast die Welt gesehen, doch manchmal glaube ich, du bist einfältig wie ein Kind. Der Kaiser wird sich einen Dreck um uns scheren!"
Sebastian streifte sich seinen einfachen Mantel über und schritt auf die Türe zu. Bevor er hinaus ins Freie trat, wandte er sich nochmals zu seinem Freunde um. Noch immer stand dieser am Tisch, die Augen erwartungsvoll auf ihn gerichtet.
"Lass uns ein anderes Mal reden. Tut nichts Unüberlegtes", sagte Sebastian nochmals eindringlich zu Matern, dann drehte er sich um und ging hinaus in die Kälte. Johannes hatte den überraschenden Aufbruch ebenfalls bemerkt. Unsicher schwankte er auf Matern zu.
"Was ist mit dem?  lallte der Tagelöhner und eine übelriechende Weinfahne wehte zu Matern herüber.
"Er wird Vater, und ich glaube, er hat etwas Angst davor."

Ende der Leseprobe